Unser Antwortschreiben an den CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Pfeiffer

Hier unsere Antwort auf einen Brief von Dr. Joachim Pfeiffer, Bundestagsabgeordneter und CDU-Kreisvorsitzender im Remstal. (Der Brief des Herrn Dr.Pfeiffer folgt im unteren Teil des Beitrags.)

Stuttgart, 7.12.2015

Sehr geehrter Herr Dr. Pfeiffer,

Ihr Rundbrief erreichte uns und wir möchten Ihnen dazu folgendes antworten:

Wir sind zu tiefst  beschämt, dass Sie als Vertreter einer Volkspartei, die Ideologie von Frau Kelle unkommentiert übernehmen und sie nicht als das entlarven was sie unserer Meinung nach ist:  christlich-fundamentalistische Propaganda. Birgit Kelle ist in der Vergangenheit immer wieder durch ihren diffamierenden Umgang mit sexueller Vielfalt  aufgefallen. Mit christlich-fundamentalistischer Ideologie, die Frau Kelle stets mit rechtspopulistischen Argumenten zu unterfüttern versucht, liefert sie den Nährboden für Vorurteile, Hass und Ausgrenzung gegen jene, die nicht der Heteronormativität entsprechen. Kinder aus Regenbogenfamilien, Jugendliche und nicht zuletzt alle Menschen, die nicht den traditionellen Geschlechterrollen entsprechen, hat Frau Kelle zum Feindbild erhoben. Sie geht aggressiv gegen Ihre selbsterkorenen Feindbilder vor. Dies z.B. als Mitinitiatorin der sogenannten „Märsche für das Leben“, die sich gegen das Selbstbestimmungsrecht von Frauen richten.

Birgit Kelle organisierte auch die „Demo für alle“ gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg mit.  Sie sucht die Nähe zu Institutionen der Neuen Rechten und ultrakatholischen Organisationen, wie den Legionären Christi, und veröffentlicht. immer wieder in rechtspopulistischen und AfD-nahen Medien. Wir erkennen darin eine klare Absage an Vielfalt und Akzeptanz. Vielmehr unterstützt Frau Kelle die Abwertung und Ausgrenzung all jener, die nicht den konservativen Frauen-, Familien- und Geschlechterbildern entsprechen.

Sich auf die Seite der AfD zu stellen heißt auch, der Nächstenliebe und Akzeptanz den Rücken zu kehren. Als Abgeordneter der CDU fordern wir Sie auf, Herr Dr. Pfeiffer, diese Werte unserer demokratischen Gesellschaft zu schützen und zu fördern.

Die Förderung der Akzeptanz von Lesben, Schwulen und Transgender ist kein Angriff auf Ehe und Familie, sondern elementar für eine demokratische und offene Gesellschaft, die selbstbestimmte Lebensentwürfe schützt und ermöglicht.  Der neue Bildungsplan will einen ersten Ansatz zu einer Pädagogik der Vielfalt  schaffen. Kinder und Jugendliche sollen darin bestärkt werden ein positives und akzeptiertes Selbstbild zu entwickeln und befähigt werden sich selbstbewusst gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu behaupten. Die Auflösung eines binären Geschlechterrollensystems wird bei genauer Lektüre in keiner Silbe gefordert – vielmehr geht es um Akzeptanz von vielfältigen Lebensweisen.

Dass die von Ihnen beschriebenen „sexuellen Vorlieben“ nichts mit Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit zu tun haben, sagt Ihnen übrigens auch jedes halbwegs gute Wörterbuch. Herr Dr. Pfeiffer, wir freuen uns zu hören, dass  Sie künftig ein diskriminierungsfreies Zusammenleben unterstützen möchten.

Gerne laden wir Sie zu einer unserer nächsten Veranstaltungen mit Regenfamilien ein, um den Diskurs auf konstruktiver Ebene aufzunehmen.

Und ja, auch wir setzen uns für die Familie ein. Familie ist  nebenbei bemerkt so viel mehr als Vater-Mutter-Kind. Familien sind genauso bunt und vielfältig, wie unsere Gesellschaft auch. Familie ist überall da, wo Kinder sind.

Mit freundlichen Grüßen

Brigitte Aichele-Frölich
Landesvorstand LSVD Baden-Württemberg


Dr.Pfeiffer, Bundestagsabgeordneter und CDU-Kreisvorsitzender  im Remstal, schrieb in einem Brief an eines unserer Mitglieder:

Als Bundestagsabgeordneter und  CDU-Kreisvorsitzender werde ich in den letzten Monaten immer wieder auf das Thema „Gender-Ideologie“ und deren Absurditäten angesprochen. Der CDU-Kreisverband Rems-Murr hat deshalb das CDU-Mitglied Birgit Kelle eingeladen, um Fakten und Zusammenhänge darüber zu vermitteln. Mit über 250 Besuchern wurden unsere Erwartungen weit übertroffen. Dies hat uns gezeigt, dass es die Menschen sehr bewegt und besorgt macht.

In dem Vortrag wurde deutlich, dass sich seit 20 Jahren dieses Thema unbeobachtet und von einer Minderheiten-Lobby vorangetrieben durch alle Hierarchieebenen arbeitet, mit Steuermitteln gefördert wird, Verwaltungen aufbläht, unsere Sprache und unsere Gesellschaft verändert. Speziell in Baden-Württemberg wurde in den letzten Monaten erschreckend deutlich, dass es der grün-roten Landesregierung nicht primär um ein diskriminierungsfreies Zusammenleben geht, was wir ausdrücklich unterstützen. Die natürliche Unterschiedlichkeit von Mann und Frau soll aufgehoben werden, zugunsten einer Definition über die eigenen sexuellen Vorlieben. Hierbei setzt man u.a. auf Veruneinheitlichung und Verwirrung: in der Sprache, in der Kindertagesstätte, in den Schulbüchern, im Bildungsplan, in staatlich verordneten Schulungen. Dies lehnen wir ab! Entsprechende Anträge wurden am 16.10.2015 beim Kreisparteitag von den Mitgliedern der CDU Rems-Murr einstimmig angenommen.

Der CDU-Kreisverband Rems-Murr hat außerdem bereits im Januar 2014 unmissverständlich erklärt: „Die CDU Rems-Murr lehnt die grün-rote ‚sexuelle Vielfalt‘ im Sinne einer gleich gewichteten Vermittlung aller sexuellen Orientierungen ab. In unserem Menschenbild ist die klassische Familie, bestehend aus Mutter, Vater und Kindern von zentraler Bedeutung.“ Dies hat an Aktualität nichts verloren!

2013 lebten in Baden-Württemberg 78 % der Familien mit minderjährigen Kindern als verheiratete, heterosexuelle Ehepaare und 16 % alleinerziehend. (Quelle: Statistisches Bundesamt, 20.10.2014). Wir nehmen diese Menschen ernst. Die CDU denkt Gesellschaft von der Mitte her und nicht von den Rändern.“

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Joachim Pfeiffer MdB

CDU-Kreisvorsitzender