Religion und Akzeptanz sollten sich nicht ausschließen

© Caro Kadatz / LSVDLesben- und Schwulenverband unterstützt Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold

(06.06.2017) Anlässlich der aktuellen Diskussionen über die Öffnung der Evangelischen Landeskirche Württemberg für Lesben und Schwule erklärt Brigitte Aichele-Frölich, Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Landesverband Baden-Württemberg:

Kirchen müssen für Zusammenhalt eintreten und für die Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen werben. Religion und Akzeptanz von Lesben und Schwulen dürfen sich nicht ausschließen. Daher begrüßt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Baden-Württemberg den couragierten Einsatz der Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold.

Als LSVD Baden-Württemberg möchten wir die Landeskirche Württemberg und die Prälatin Arnold ermutigen, diesen wichtigen Diskurs weiter zu führen und sich für eine modern-protestantische Auslegung des Glaubens einzusetzen. In Württemberg brauchen wir eine neugierige und offene Landeskirche, die gesellschaftliche Vielfalt schätzt und akzeptiert.

Auch in der Evangelischen Kirche müssen Lesben und Schwule ein Zuhause finden können. Diese Botschaft sollte die Landeskirche Württemberg in ihrer Synode im Herbst aufnehmen und in die Landeskirche hinein vermitteln. Die Landeskirchen in Baden, im Rheinland und auch in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz haben bewiesen, dass die Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen in der Kirche möglich ist.

Hintergrund

Die Initiative Regenbogen, eine Aktion des Bündnisses Kirche und Homosexualität, wirbt schon jetzt für eine vielfältige Kirche. In bisher 25 Gemeinden setzt sich die Initiative dafür ein, dass lesbische und schwule Gemeindemitglieder Akzeptanz und Respekt erfahren. Auch sprechen sie sich für Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aus und unterstützen alle Pfarrer*innen, die mit ihren Partner*innen im Pfarrhaus leben wollen.

Nach Auffassung fortschrittlicher protestantischer Theolog*innen kommt die Ehe durch den Konsens zweier Menschen zustande und wird voraussetzungslos geschlossen. Auch wenn die Evangelische Kirche (EKD) die Ehe lange Zeit ausschließlich als Verbindung von Mann und Frau definierte, wurde diese Sicht spätestens mit der Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ aufgegeben. Aus einer modern-protestantischen Perspektive wird heute nicht mehr nach der äußeren Form der Partnerschaft gefragt, sondern nach ihrem Inhalt und den in der Partnerschaft gelebten Werten.

Foto: Caro Kadatz