Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie am 17.5.

IDAHOT 2018. Foto: LSVD BW
IDAHOT 2018. Foto: LSVD BW

Seit 2005 wird der Internationale Tag gegen Homophobie jährlich am 17. Mai begangen. Mittlerweile widmet sich der Aktionstag auch der Transphobie und wird damit zum International Day Against Homo- and Transphobia – oder in der Kurzform zum IDAHOT. An diesem Tag wird weltweit Respekt eingefordert und aktiv Aufklärung betrieben. Die Aktionen am 17.5. wenden sich gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Vielfalt von Geschlecht. Sie sollen helfen, Diskriminierung sowie Gewalt zu bekämpfen. LSVD Baden-Württemberg und die IG CSD Stuttgart gestalten am 17. Mai (Freitag) gemeinsam wieder einen Infostand in der Stuttgarter Fußgängerzone und eine Kundgebung auf dem Kronprinzplatz.

Das Datum wurde in Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt. An diesem Tag strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel. Zu Transsexualität stellte die WHO dagegen erst Mitte 2018 in ihrer „Internationalen Klassifikation von Krankheiten“ (ICD) fest, dass es sich dabei um keine psychische Störung handelt. In der elften Auflage der ICD ist Transsexualität nun im Kapitel Sexualgesundheit verzeichnet. Auch ergeben sich zufällige Parallelen zwischen dem Datum 17.5. und dem ehemaligen Paragraphen 175 des deutschen Strafgesetzbuches, welcher Homosexualität in der Bundesrepublik Deutschland noch bis 1969 unter Strafe stellte. Erst vor zwei Jahren wurden die Urteile nach dem Paragraphen als Unrecht anerkannt, aufgehoben und eine Lösung zur Entschädigung gefunden.

Homophobie ist eine gegen Lesben und Schwule gerichtete Aversion bzw. Feindseligkeit oder die irrationale, weil sachlich nicht begründete Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen. Sie ist trotz zahlreicher rechtlicher Fortschritte im Alltag noch immer gegenwärtig. Transphobie bezeichnet gegen Menschen mit transsexuellem Hintergrund oder transgender-Thematik gerichtete Vorurteile, Ekel, Aggressionen beziehungsweise irrationale Angst vor ihnen, ihren Lebensweisen und dem Ausdruck ihres Geschlechts.

Laut den UN lebt fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Ländern, in denen sexuelle Minderheiten kriminalisiert werden. Tagtäglich sind Millionen lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queeren Menschen Grausamkeiten allein aufgrund der Tatsache ausgesetzt, wen sie lieben oder wer sie sind.

Europa wählt am 26. Mai – nur ein paar Tage nach dem IDAHOT – ein neues Parlament. Die Europäische Union und das Miteinander ihrer Mitgliedsländer stehen für Frieden, Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und die Überwindung von Nationalismus. Doch diese europäischen Werte scheinen in Gefahr. Sie müssen im gesamten EU-Staatenverbund wieder deutlicher verteidigt werden. Es gilt, stärker und aktiver gegen Diskriminierung und für Gleichbehandlung einzutreten. Deutschland hätte ohne die EU nicht den erweiterten Diskriminierungsschutz, den es dank der europäischen Richtlinien heute hat.

Auch müssen verfolgte LSBTTIQ-Geflüchtete aus Ländern, in denen ihr Leben, Lieben und Begehren als Krankheit, Sünde, Verbrechen oder Schande gilt, Schutz in Europa finden können. In Deutschland wurde zwar 2017 der nationale Aktionsplan gegen Rassismus verabschiedet, mit dem die Bundesrepublik eine Selbstverpflichtung zum Schutz der Menschenrechte auch für LSBTTIQ einging. Aber die konkrete Umsetzung durch die Bundesregierung und das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit fällt gegenüber dem Engagement anderer Länder wie Norwegen oder Schweden zurück. Auch beim diplomatischen Einsatz auf bi- oder multilateraler Ebene etwa in der EU, der OSZE, der Equal Rights Coalition oder in der UN bleibt noch viel Luft nach oben.

IDAHOT 2018. Foto: Kerstin Fritzsche
IDAHOT 2018. Foto: Kerstin Fritzsche

Helfen würde in Deutschland in dieser Hinsicht auch endlich ein Diskriminierungsschutz, der im Grundgesetz fest verankert ist. Zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes wäre eine Erweiterung von Artikel 3 Absatz 3 um den Zusatz, dass kein Mensch aufgrund der sexuellen Orientierung beziehungsweise Identität oder der geschlechtlichen Thematik benachteiligt oder bevorzugt werden darf.

Auch wenn lesbische und schwule Paare jetzt heiraten dürfen, auch wenn es eine dritte, positive Geschlechtsoption (Dritte Option) gibt – Aufmerksamkeit und Wachsamkeit bleiben wichtig. An einem Aktionstag wie dem IDAHOT ebenso wie an jedem einzelnen anderen Tag des Jahres.

Aktionen am 17.05. in Stuttgart

Anlässlich des diesjährigen Internationalen Tages gegen Homo- und Transphobie am Freitag, 17. Mai 2019 zeigen hoffentlich wieder viele Menschen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt öffentlich Flagge für eine Gesellschaft, die auf Vielfalt, Akzeptanz und Gleichberechtigung beruht. Von 11 bis 19 Uhr wird an einem Informationsstand auf der Königstraße (Höhe Büchsen-/Schulstraße) zum Dialog eingeladen. Passant*innen erhalten Informationen zu den Hintergründen des Aktionstages und zum Thema Homo- und Transphobie. Auch die weltweite Lage von LSBTTIQ – von Diskriminierung über Verfolgung bis Todesstrafe – wird thematisiert.

Um 17:45 Uhr beginnt auf dem nahegelegenen Kronprinzplatz (Höhe Büchsenstraße) eine Kundgebung mit Redebeiträgen zum IDAHOT. Es sprechen Kerstin Fritzsche und Ulrike Goth vom LSVD Baden-Württemberg e.V. sowie Christoph Michl von der IG CSD Stuttgart e.V. Abschließend steigen bunte Luftballons in den Himmel auf, als auffälliges Zeichen der Erinnerung sowie der eindringlichen Mahnung. Frei nach dem Motto: Wir lassen gemeinsam Homophobie sowie Transphobie fliegen und die gesellschaftliche Akzeptanz steigen!

Ganztägiger Infostand

  • Termin: Freitag, 17. Mai 2019
  • Zeit: Infostand von 11 bis 19 Uhr
  • Ort: Königstraße (Höhe Büchsen-/Schulstraße)
  • Kundgebung mit Luftballonaktion
  • Termin: Freitag, 17. Mai 2019
  • Zeit: Kundgebung mit Luftballonaktion ab 17:45 Uhr
  • Ort: Kronprinzplatz (Höhe Büchsenstraße)
  • Luftballonaktion: Luftballons werden gestellt

Weitere Veranstaltungen

Auch in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen finden Aktionen zum IDAHOT statt. Unter dem Motto „Was erwarten wir von der Politik in Mannheim und Europa?“ gibt es am 17.5. in Mannheim von 17:30 bis 19 Uhr am Paradeplatz in Mannheim eine Gesprächsmöglichkeit. Interessierte Mitmachende werden gebeten, kleine oder große Regenbogensymbole mitzubringen. Veranstaltet wird die Aktion von SchLiMm, dem Offene LSBTTIQ-Netzwerk Mannheims. An zwei Stehtischen am Paradeplatz kann man sich über die Antworten der Parteien und die Forderungen an die Stadt austauschen.

In Heidelberg gibt es am Freitag ab 16 Uhr Infostände am Anatomiegarten (Hauptstraße 49), um 16:45 Uhr eine Kundgebung und um 17:05 Uhr einen  „Rainbow-Flash“. Weitere Informationen via http://www.queeres-netzwerk-hd.de/. Auch direkt über der Grenze in Rheinland-Pfalz wird auf Homo- und Transphobie aufmerksam gemacht. In Ludwigshafen gibt es am Rathausplatz (in Höhe Lichttor) zwischen 15 und 17:30 Uhr Infostände und von 17 bis 18 Uhr eine Kundgebung. Außerde, findet in der Jugend- und Versöhnungskirche in der Ludwig-Börne-Str. 2 ab 18 Uhr ein Regenbogengottesdienst statt.