Regenbogenfamilienkonferenz erfolgreich zu Ende gegangen

Drei spannende Tage voller Spaß, Information, Austausch, Aktivität von Regenbogenfamilien für Regenbogenfamilien und mit vielen Expert*innen sind am Sonntag in Mannheim zu Ende gegangen. Vom 5. bis 7. Mai fand in der Jugendherberge und am IFED auf dem BUGA-Gelände die Regenbogenfamilienkonferenz von LSVD Baden-Württemberg und LSVD Hessen sowie ILSE-Gruppen (Initiative Regenbogenfamilien) in Kooperation mit dem LSVD Bund und dem Queeren Zentrum Mannheim statt.

Unter dem Motto “Familienvielfalt unterm Regenbogen” thematisierte die Konferenz aktuelle rechtliche und gesellschaftliche Veränderungen, bot sowohl Raum für gemeinsame Reflexion und gemeinsames Lernen als auch Zeit, andere Familienkonstellationen kennenzulernen und unsere Vielfalt gemeinsam zu feiern! 

Alle Regenbogenfamilien in ihrer Vielfalt waren willkommen – mit einem oder mehreren Elternteilen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, intersexuell, queer, asexuell, nicht-binär, agender identifizieren oder sich der LSBTTIQ*-Community zugehörig fühlen. Etwa 80 Familien, insgesamt knapp 300 Menschen, nutzten am Wochenende Workshops für Groß und Klein mit allen möglichen Themen, die die Community beschäftigen. Aber auch der Spaß und Aktivitäten kamen nicht zu kurz, so gab es etwa für die Kinder einen Zirkus- und einen Musik-Workshop mit Suli Puschban. Für die Kleineren (0-6) wurde zudem Kinderbetreuung angeboten, sodass die ganze Familie ein Wochenende lang in die queere Regenbogenfamilien-Community eintauchen konnte.

Neben den Workshop-Angeboten erwartete die Teilnehmenden ein buntes Rahmenprogramm mit Büchertischen von Queernet RLP und BerTa Stuttgart mit queeren Kinderbüchern und Schulmaterialien. Das Foyer der Jugendherberge wurde am Samstag ganztägig zum Konferenz-Café zum zwanglosen Kennenlernen, Vernetzen, Austauschen. Samstagabend gab es eine große Familiendisco mit Karaoke.

Den Abschluss bildete am Sonntag, dem International Family Equality Day (IFED), ein gemeinsamer Besuch auf dem Gelände der Bundesgartenschau, wo Suli Puschban mit der Kapelle der guten Hoffnung Klein wie Groß mit einem Kinderkonzert begeisterte – eine Veranstaltung der Stadt Mannheim und der krönende Abschluss dreier toller Konferenz-Tage. Zuvor feierten die Familien der Konferenz zusammen mit anderen Regenbogenfamilien auf Einladung von ILSE Rhein-Neckar und dem Queeren Zentrum Mannheim sowie der Stadt Mannheim vor der Seebühne im Luisenpark den IFED mit einem Picknick. Moderativ führte unser Vorstandsmitglied Kerstin Rudat durch den Nachmittag. In einer politischen Podiumsdiskussion erörterte Journalist Markus Pfalzgraf zusammen mit seinen Gästen Heike Czarnetzki, Malte Czarnetzki, Constanze Körner und Jens Brandenburg den aktuellen Stand zur Reform des Abstammungsrecht, den wir uns alle so sehr wünschen.

Heike Czarnetzki hat sich vor mehr als 30 Jahren mit ihrer damaligen Freundin und heutigen Ehefrau auf den Weg gemacht, eine Familie zu gründen. Ohne Internet, ohne Informationen und Netzwerke. Die Ärzte wollten keine unverheirateten Frauen behandeln. Ihre drei heute erwachsenen Söhne waren unehelich und hatten ab Geburt automatisch einen vom Jugendamt zugewiesenen Amtspfleger. Bei so viel Ungleichbehandlung und Hindernissen für die Familiengründung gab es viel zu tun. Seit 1995 engagiert sich Heike Czarnetzki für Regenbogenfamilien und bessere rechtliche Rahmenbedingungen für diese. Sie ist u.a. bei ILSE Süd, ILSE Baden-Württemberg und vertritt den LSVD Baden-Württemberg mit dem Thema Regenbogenfamilien im Landesfamilienrat. Ihr Sohn Malte, 28 Jahre, gehört zu den ältesten Kindern in Deutschland ,die von der Geburt an bei einem homosexuellen Paar aufgewachsen sind. Seit seinem 18. Lebensjahr engagiert er sich aktiv, indem er aus seiner Kindheit berichtet und so die Normalität seiner Familie einer breiten Öffentlichkeit schildert. Constanze Körner lebt seit fast 25 Jahren mit ihrer Familie in Berlin und ist die Geschäftsführerin von „Lesben Leben Familien“ (kurz LesLeFam) e.V., einer Organisation, die sie selbst mitgegründet hat und die sich an alle Regenbogenfamilien und FLINTA*_Personen richtet. Körner hat in Berlin eine Beratungsstruktur für queere Familien mit aufgebaut und 2013 Deutschlands erstes Regenbogenfamilienzentrum unter der Trägerschaft des LSVD gegründet. Heute leitet sie das Regenbogenfamilienzentrum in Berlin-Lichtenberg unter der Trägerschaft von LesLeFam. Sie ist zudem auch Teil der Bundesinteressengemeinschaft Regenbogenfamilienfachkräfte und vertritt bei der Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans „Queer leben“ der Bundesregierung die Interessen der Regenbogenfamilien im Bereich „Bildung“. Auch mit auf dem Podium saß Jens Brandenburg (FDP). Er ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages für die Region Rhein-Neckar. Als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt er in der aktuellen Legislaturperiode die Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger bei der Umsetzung der bildungspolitischen Vorhaben des Koalitionsvertrages. Neben seinem bildungspolitischen Schwerpunkt engagiert er sich seit vielen Jahren für queere Rechte und war von 2017 bis 2021 LSBTI-politischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

Positive Bilanz

Veranstaltende und Teilnehmende zogen eine positive Bilanz. Nicht nur setzte die Regenbogenfamilienkonferenz einen politischen Akzent hin dazu, die Reform des Abstammungsrechts endlich umzusetzen. Es ist gelungen, den Familien einen Safe Space zu schaffen, in dem sie einfach sein konnten, wie sie sind – frei von Vorurteilen, Diskriminierung, Zwängen, Nöten des Alltags. Ein Wochenende zu Empowerment und Selbstermächtigung.

Organisiert wurde die Regenbogenfamilienkonferenz von ehrenamtlichen Menschen aus dem LSVD Baden-Württemberg und verschiedenen ILSE-Gruppen (Initiative Regenbogenfamilien) in Kooperation mit dem LSVD-Bundesverband, dem LSVD Hessen und dem Queeren Zentrum Mannheim. 

Gemeinsam finanziert wurde die Konferenz durch das baden-württembergische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat, und mit Landesmitteln des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration.

Mit freundlicher Unterstützung von Bosch, DSV Gruppe, KOSMOS-Verlag, LSVD Rheinland-Pfalz, Stadt Mannheim, Bundesgartenschau Mannheim 2023 gGmbH, Hotel Radisson Blu Mannheim, Stiftung Lebenshilfe Zollernalb / Kaffeewerk Zollernalb, Weingut Boudier / Koeller. Wir danken allen unseren Förderern und Unterstützern für eine erfolgreiche Regenbogenfamilienkonferenz!

Für weitere Fragen zu Konferenz wenden Sie sich bitte an ba-wue@lsvd.de.