Unsere Beratungsstelle BerTA, ein wichtiger Anlaufpunkt für Regenbogenfamilien und alle, die es werden wollen, in Stuttgart, hat am 3. Mai 2024 dreijähriges Bestehen im Jugendhaus Degerloch gefeiert. BerTA ist die einzige Beratungsstelle für Regenbogenfamilien in Baden-Württemberg.
Schnell ging es – und schwupps ist BerTA schon drei Jahre alt! BerTA steht für „Beratungsstelle, Treffpunkt und Anlaufstelle für Regenbogenfamilien“. Das Jubiläum am 3. Mai bot einen festlichen Rahmen für Regenbogenfamilien. Es gab herzliche Grußworte von Barbara Straub, der Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit der Stadt Stuttgart, und Brigitte Lösch, der stellvertretenden Landtagsvizepräsidentin a.D. und Schirmfrau von BerTA. Neben sehr vielen Regenbogenfamilien besuchten auch Oliver Hildenbrand, MdL und queerpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, und Klaus Nopper (CDU), Mitglied des Gemeinderats der Stadt Stuttgart, die Jubiläumsfeier.
Der LSVD Baden-Württemberg begrüßt, dass sich am vergangenen Sonntag (22. Oktober) mehrere hundert Menschen den Rechten und Kritiker:innen entgegengestellt haben, die eine Kinderbuch-Lesung mit Dragqueen Candy Licious in Ludwigsburg verhindern wollten. Vielfalt bedeutet auch Vielfalt im Ausdruck queerer Identitäten. Das macht auch Familienleben bunt, und ist für niemanden eine Gefahr.
Die Lesung mit Candy Licious fand im Rahmen des Literaturfestivals „Wortwelten“ im Demokratischen Zentrum „DemoZ“ in Ludwigsburg statt. Nachdem die Junge Alternative im Vorfeld zu Gegenprotesten aufgerufen hatte, kam es vor der eigentlichen Veranstaltung zu einer Art Demo-Auflauf. 300 Menschen, die die Lesung unterstützten, stellten sich circa 30 Gegendemonstrant:innen auf der rechten Seite entgegen. Auch unsere Beratungsstelle BerTA war mit vor Ort. Danke an alle, die dabei waren und zusätzlich über queeres Leben in all seinen Facetten informiert haben. Damit hat die Junge Alternative genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte: Es gab viel mehr Aufmerksamkeit für Veranstaltung und Thema und eine große Solidarität mit dem „DemoZ“ und Candy Licious.
Familienformen sind vielfältig
„Wir sind alle unterschiedlich und anders, und somit sind wir auch alle normal. Wir sind alle Menschen.“ – So die Begründung des „DemoZ“ für die Kinderbuch-Lesung mit Candy. Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, alternative, vorurteils- und Geschlechterrollen-bewusste Geschichten zu hören. Mit Charakteren und Figuren, die in herkömmlichen Kinderbüchern nicht vorkommen. Letztendlich soll ihnen damit Mut gemacht werden. Jede:r kann so sein, wie sie*er ist, alles ist okay. Das ist die Botschaft. Und Familienformen sind vielfältig. Das ist die Realität, vor allem in Baden-Württemberg, wo es viele Regenbogenfamilien unterschiedlicher Konstellationen gibt. Kinder sollten gestärkt und nicht verunsichert werden, weder in ihrem eigenen Sein und Empfinden, noch in ihrer Wahrnehmung der Gesellschaft.
Ein altes Narrativ ist wieder da – zehn Jahre nach seiner Erfindung
Wir betrachten mit großer Sorge die Angriffe auf Regenbogenfamilien, Dragqueens und das Thema Familienvielfalt. Ludwigsburg ist nicht erste Fall in Baden-Württemberg in diesem Jahr, wo das alte „Demo für alle“-Narrativ von der gefährlichen „Frühsexualisierung“ von Kindern wieder benutzt wird, um Stimmung gegen uns zu machen. Wo von Kindesgefährdung die Rede ist und Veranstaltungen sogar in die Nähe von Kindesmissbrauch gestellt werden. Es gilt, weiterhin wachsam und wehrhaft zu bleiben. Der Aufstieg der „Demo für alle“ mit Beginn in Stuttgart ist in diesem Herbst genau zehn Jahre her.
Neu ist, sich Dragqueens und Kinderbuch-Lesungen als Ziel auszugucken. Leider wird, beflügelt auch von der Debatte um das neue Selbstbestimmungsgesetz, massiv von rechter Seite gegen Vielfaltsbildung, Diversität und alles, was die heteronormative Geschlechternorm in Frage stellt, mobil gemacht. Dem Fall in Ludwigsburg gingen bereits ähnliche in München und Wien voraus. Auch hier stellte sich Gott sei Dank ein breites Bündnis jeweils hinter die Veranstaltungen. In einer Demokratie sollte es keine Bedrohungsszenarien geben. Wir lassen uns von menschenfeindlicher Hetze nicht einschüchtern!
Absage für den CSD Freiburg: Die IG CSD Stuttgart und der Landesverband Baden-Württemberg im Lesben- und Schwulenverband Deutschlands werden in diesem Jahr nicht am CSD in Freiburg teilnehmen.
Wir veröffentlichen an dieser Stelle den offenen Brief der Bundesinteressengemeinschaft Regenbogenfamilienfachkräfte (BIG RBBF) an Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Zum Internationalen Kindertag am 1. Juni rief die BIG mit ihren Partnerorganisationen, also auch dem LSVD, Minister Buschmann auf, die im Koalitionsvertrag versprochenen Reformen endlich umzusetzen. Anhand von Alltagsbeispielen zeigen wir den Reformbedarf und die notwendigen Lösungen auf – Lösungen, die sich allesamt am Kindeswohl orientieren. Eine weitere Verschleppung stellt einen massiven Verstoß gegen dieses wichtige Leitprinzip dar!
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